Remote Proprietary Trading

Warum werden Remote Proptrading Firmen in Deutschland populär?

Seit wenigen Jahren machen einige Firmen aus den USA unter den Tradern Furore. Eigenhandelsfirmen, sogenannte Proprietary Tradinghäuser, bieten ihre Dienste nicht mehr nur lokal und vor Ort an, sondern aquirieren verstärkt Händler aus der ganzen Welt, die per Remoteverbindung für das Unternehmen arbeiten.

Zu den Vorreitern und inzwischen am professionellsten aufgestellt gehört TopStepTrader aus Chicago. Häufig rekrutieren diese Unternehmen ihre Händler aus Tradercommunities und Coachingservices oder diversen Social Media Groups.

Hier in Deutschland ist das Thema Remote Proptrading durch die veränderten Steuerregelungen für Termingeschäfte ab 2021 für einige private Händler interessant geworden. Auf den ersten Blick erscheinen gerade für junge, unterkapitalisierte  und noch unerfahrene Trader die diversen Angebote von TopStepTrader, OneUp oder LMI attraktiv.

 

Account ist nicht gleich Buying Power!

Wenn mit 50.000 Dollar oder 100.000 Dollar Accounts bei den Proptrading Anbietern geworben wird, dann bekommen viele gleich feuchte Augen, Das ist natürlich absoluter Bullshit.

Die tatsächliche „Kontogröße“ richtet sich nach den handelbaren Kontrakten und dem zulässigen maximalen Drawdown.

Machen wir ein Beispiel:

In einem 50k Account darf man 6 Kontrakte handeln, z.B. E Minis oder den Öl (CL)- oder Goldfuture (GC). Die Intradaymargin bei einem gängigen Futurebroker wie AMP oder Ninjabrokerage beträgt üblicherweise für den ES 500 $ und für den CL oder GC 1.000 $. macht also in der Spitze beim ES dann 3.000 Dollar. Rechnet man dann noch den max. DD von z.B. 2.500 Dollar dazu, landet man bei 5.500 Dollar.

Das ist effektiv die Handelskontogröße, die zur Verfügung gestellt wird und kein Cent mehr.

Da die diversen Anbieter jedoch für die Accounts mit der normalen Maintenance Margins der CME werben, sind die kolportierten Größenordnungen auch durchaus legitim.

Die Höhe der Marginanforderungen ändert sich natürlich mit dem Wert der Kontrakte und der jeweiligen Marktvolatilität.

Aktuell (Stand November 2021) liegen die Margins für:

  • ES bei 11.500 $
  • NQ bei 17.000 $
  • CL bei 5.100 $
  • GC bei 7.500 $
  • MES bei 1.150 $

Wer also mit 5 Kontrakten den E-mini S&P 500 handeln will, hat normalerweise 57.500 $ auf den Tisch zu legen. Die von Brokern angebotene reduzierte Intraday Margin ist nichts anderes als ein Entgegenkommen für ihre Kunden, indem die Differenz zur Maintenance kreditiert wird. Wenn also erheblich geringere Intraday Margins für das Daytrading angeboten werden, können diese je nach Broker erheblich schwanken.

Um hier sicher auch eine vernünftige Vergleichbarkeit im Wettbewerb herzustellen, unterstellen viele Remote Propanbieter hier einfach ein Marginanforderung von z.B. 10.000 $ je ES Kontrakt.

De facto kann man diese 5 Kontrakte aber eben auch bei einem der o.g. Brokern mit einer Margin von aktuell 2.500 $ (Ninjabrokerage) oder gar 2.000 $ (AMP Marginanforderungen) handeln.

 

Warum kann Remote Prophandel trotzdem attraktiv sein?

Punkt Nr. 1 natürlich Kapitalschutz des eigenen Geldes. Der Händler ist im Rahmen der Qualifizierung nur mit Abogebühr und eventuell Datenfeedkosten belastet. Bleiben wir beim oben genannten Beispiel. Hat der Händler den max. DD von 2.500 Dollar gerissen, hat er effektiv seine Abogebühr von vielleicht 150$ eingezahlt, nicht aber real 2.500 Dollar. Im funded Account kann er je nach Qualifikation größere Positionen skalieren, da sukzessive mehr Buying Power. Das Risk Management sitzt im Nacken und im optimalen Fall gibt es noch eine gute Community. Der Profitshare von zumeist 80/20 ist durchaus fair und insbesondere für junge Händler ist es eine gute Möglichkeit, relativ risikofrei sich aus den Erträgen des Prophandels ein eigenes Handelskonto aufzubauen. 

Was können Remote Propfirmen für Dich leisten?

 Dies kann man eigentlich in wenige Punkte zusammenfassen:

  • Fremdkapital
  • vergünstigte Handelskommissionen, je nach Plattform
  • Know How (bedingt)
  • Weiterbildung, Coaching
  • Community
  • erfolgsbasiertes Einkommen – Profit Split

Was erwarten Remote Propfirmen von Dir?

Jedenfalls i.d.R. nicht den perfekten Eigenhändler. Machen wir uns nichts vor, Du bist einer von Tausenden, die in den letzten Jahren durch die Challenges gegangen sind oder gehen werden. Wie überall werden sich auch dort nur diejenigen auf Dauer festsetzen, die mit Disziplin, Geduld und Beständigkeit den Weg gegangen sind. Natürlich sind die Unternehmen an einer langfristigen erfolgreichen Zusammenarbeit interessiert. Es bleibt jedoch nicht aus, dass eine Vielzahl von Bewerbern scheitert und mit den Abokosten und diversen Restarts Lehrgeld bezahlt. Nennen wir es mal Weiterbildungsprämie…

Diese sollte man durchaus einmal ins Verhältnis setzen zu dem am Markt eventuell eingezahlten Lehrgeld. Wer also nach z.B. einem halben Jahr immer noch nicht die Hürden zum Funded Trader nehmen konnte, sollte eher mit sich selbst ins Gericht gehen, als mit dem Anbieter. Das Ziel ist eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Die Firma nebst Kapitalgebern erzielt mit ihrem Pool von Hunderten Händlern eine risikoadjustierte, attraktive Rendite und die Händler können, ohne selbst ins Risiko gehen zu müssen ein gutes Einkommen erzielen.

Wie werden Remote Proptrader juristisch behandelt?

Hierzu kann und werde ich hier nicht Stellung nehmen. Bitte informiert euch dazu auf den Seiten der entsprechenden Anbieter und holt im Zweifel Rat beim Anwalt oder Steuerberater eures Vertrauens ein.

Nur soviel: Bei Leeloo wird im „funded Account“ weiter ein Simulationskonto gehandelt. Das Orderrouting erfolgt über die Propsoftware der Firma. Ihr habt also defacto Null Zugriff auf reale Orders. 

Zum Thema erlaubnispflichtige Tätigkeit stellt die BaFin ausreichend Informationen zur Verfügung. Aktuell unter diesem Link zu finden:
https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Merkblatt/mb_091208_tatbestand_finanzportfolioverwaltung.html?nn=9450978#Start

Die entsprechenden Regelungen sollte man also als deutscher Staatsbürger bei Wahl einer Propfirma mit berücksichtigen, um nicht rechtswidrig zu handeln. eser aus Österreich und der Schweiz sind davon nicht betroffen, sollten sich aber auch entsprechend kundig machen.

Fakt ist, die Propfirmen interessiert es eine Bohne, welche Jurisdiktion in den Herkunftsländern der angeschlossenen Remote Trader gilt. Dies ist ausschließlich in Verantwortung der Händler.