Proptrading is here - The Trading Pit

Wochenende und Zeit, einmal durch die diversen YouTube Channel zum Thema Proptrading zu rauschen. Dort tummeln sich die Finfluencer, Supertrader und selbstlosen Helfer, die natürlich nicht von Klicks und Affiliateprovisionen leben, sondern völlig uneigennützig wertvolle Hilfe für ihre Community liefern.

Okay, Ironie aus. Natürlich gibt es auch sehr viel hilfreichen Content auf YouTube und damit auch etwas Geld zu verdienen, ist völlig legitim. Lächerlich wird es nur dann, wenn der eigentliche Zweck des Kanals für jeden offensichtlich ist.

Proptrading on Fire

Das Thema Remote Proptrading, egal ob nun mit Futures oder CFDs hat auch in den sozialen Kanälen einen regelrechten Boom erfahren. Das positive daran ist sicher, das man auch auf den einen oder anderen wertvollen Content stößt. Die Masse ist aber leider nach dem Motto – I’m the GOAT… Schaut man sich dann einmal die Details etwas näher an, dann stellt man fest – der Junge buddelt im Sandkasten, hat es aber wohl noch nicht erkannt.

Um im Bild zu bleiben – Remote Proptrading ist Sandkasten, realer Handel auf eigenes Risiko an den Futuremärkten ist Wüste. Da geht es ums Überleben.

In den sozialen Medien werden Träume verkauft. Viele junge Menschen versuchen, dem nachzueifern und fallen leider damit häufig auf die Nase. Einige Communities haben ja schon fast religiöse Züge wo man sich fragt, ob die Leute ihr Hirn an der Garderobe abgegeben haben. Es gibt dazu seit vielen Jahren auch einen Thread bei wallstreet-online, der diesen Wahn sehr akribisch und zynisch dokumentiert. Wer da also mal lesen will, hat hohen Unterhaltungswert.

Aber zurück zum Thema Remote Proptrading.

Warum Sandkasten?

Um es kurz zu machen, weil es nicht sehr realistisch ist, mit 20 oder gar 30 Konten und jeweils 5 oder mehr Kontrakten im Nasdaq Future mal 10 Punkte zu scalpen. Wären so 100 bis 150 Kontrakte. Ein Blick ins Orderbuch verrät jedem Neuling, dass dies am realen Markt vorbei geht, im funded Account der Propfirmen aber bei einigen an der Tagesordnung ist, die sich dann auf YT als Toptrader verkaufen….

Es ist also auch eine lustige Parallelwelt, in der viele leben und glauben, das sei die echte Börse. Nun gab und gibt es bei vielen Firmen Grund zur Klage, da diese mit Regeländerungen den Kunden das Leben schwer machen. Stichworte sind DCA, Consistency und Copytrading. Darauf wird dann recht schnell von den eingangs genannten Influencern reagiert. Meist recht hysterisch und skandalisierend, wobei man sich gegenseitig versucht, in der Wahrnehmung zu überbieten. So ist nun einmal, in der Welt der Medien. Leider leidet manchmal eine sachliche und kritische Einschätzung darunter, die den Zuschauern auch wirklich hilft. Meist ist die Quintessenz aber, boah ey, was für ein scam….

Was ist nun aber der Grund für viele Kunden, bei einer Remote Propfirma aktuellen Formates anzuheuern? Sicher in erster Linie die Möglichkeit, risikofrei zu lernen, zu trainieren und auch Geld zu verdienen. Das trifft sicher auf die Mehrzahl der Kunden zu.

Dann gibt es aber auch die andere Gruppe, die de facto risikofrei zocken will, bis der Arzt kommt. Das Risiko bleibt bei der Firma. Andere wiederum wollen in kürzester Zeit soviel aus der Firma auscashen, was möglich ist. Für diese Klientel sind die Firmen attraktiv, die eine Masse an Accounts gleichzeitig zulässt. Also Apex mit 20 PA, Phidias mit 20 PA, Flexytrade mit 20 PA oder tradeify mit 7 STF Accounts u.a.

Den ganzen Regelwahnsinn könnte man eigentlich umgehen, wenn nur 1 Account je Nase aktiv handelbar wäre. Strikte Regeln und aus die Maus. Das ist aber nicht Sinn des Spiels, denn die Gier will befriedigt werden…

Womit wir eigentlich beim Kern sind. Gier frisst Hirn. Wer als Firma zu gierig ist und das Hirn (Hedging) beiseite lässt, wird scheitern. Wer als Kunde zu gierig wird, bläst der Reihe nach die Konten in die Luft – ist ja nur ein Spiel…

Nun gibt es auf YouTube auch einen recht jungen Kanal mit einem Händler aus Deutschland, der anonym bleiben möchte. Darin beschreibt er seit kurzem seinen Weg als Remote Proptrader und freut sich über 11 Mio Dollar Funded Accounts. Das ist leider schon der erste Fehler und befriedigt nur die Gier der Zuschauer. Das ist aber der Trigger des Videos…

Leider ist er auch Opfer von FTT und kann seine Auszahlungen aus 20 GT in die Tonne klopfen. Das bedauere ich tatsächlich. Nun hat er aber auch 20 PA über 300k bei Apex und 7 STF bei tradeify. Summiert er alle seine „Bruttokonten“ sind es die genannten 11 Mio. Berücksichtigt man nur den Drawdown seiner Apex Accounts, wären es ca. 150k. (20 mal 7.500 $). Diese Zahl wird noch eine Rolle spielen.

Diese 20 PA bei Apex hat er hoch gehandelt und etwas mehr als 20k je Account erzielt. Zu seiner Ehre sei gesagt, dass er ein sehr ehrliches Video zu seinem gravierenden Verlust gemacht hat und zu seinen Fehlern steht, anstatt sie zu vertuschen. An einem bitterbösen Egotag hat es seine 20 Apex PA und seine 7 STF Accounts erwischt und das recht brutal.

Screenshot YouTube

Die Konten schmolzen von gut 323k auf knapp 307k. Ein Loss von 16,4 k je Konto. Sein Trailing Drawdown war inzwischen ja fix auf 300.100 $. Bezogen auf den realistischen Kontostand von 23k vor Trade ist das ein Loss von 71 % auf das Konto.

Frage für einen Freund

Nehmen wir jetzt alle 20 PA zusammen, wären es realistischer Weise 329.120 $ Verlust an diesem Tag mit einem Konto von 460.000 $ ( 20 mal 23k DD).

Würdest Du diesem Händler Dein Geld anvertrauen? Stell Dir einfach vor, Du wärst die Propfirma!

Nun sind es aber nicht ersten 20 PA bei Apex, sondern Nr. 61 bis 80. Auf den Screenshot des Videos verzichte ich hier. Der Händler hat sehr offen seine Statistik gezeigt. Performance Account Nr. 1 bis 59 wurden also auch schon geerdet.

Die Gier hat ihn zerrissen. Das ist traurig, aber das ist die Realität. Seine ersten 7 STF bei tradeify gehören auch der Vergangenheit an. Summiert man jetzt einfach mal die damit verbundenen Ausgaben, kommt man auf ein erkleckliches 5stelliges Sümmchen.

Damit hätte der YouTuber ein Live Account füttern und sich Geld am realen Markt verdienen können. Aber nein, man will das große Rad auf einfache Weise drehen. Das Ego läßt es nicht zu, klein anzufangen und zu wachsen. Dies möglichst unter realistischen Bedingungen. Er wird sicher die Accounts hochhandeln können. Ich persönlich glaube, die Nr. 61 bis 80 werden nicht die letzten sein, auch wenn er es inzwischen geschafft hat, die 20 PA zur Auszahlung zu bringen. 20 mal 3.500 $, also 70.000 $. Dazu auch mein aufrichtiger Glückwunsch.

Realtalk zu Schein und Sein

Jetzt will ich nicht weiter auf den „armen“ Trader einhauen, er weiß sicher selbst genau, wo der Fehler liegt. Das Problem ist jedoch, dass diese Art Handels bei Remote Propfirmen bei vielen en vogue ist, So viel wie möglich parallel bei allen Buden handeln und wenn es dann daneben geht – ist ja nur ein Spiel.

Einen etwas anderen Blick auf die Dinge gaben diese Woche Deeyana und Dakota auf TopstepTV.

Beide sind Coaches bei Topstep und bestreiten Teile des Programms. Der junge Dakota ist mit Disziplin und Geduld vom SFX Händler zum Live Funded Trader aufgestiegen mit einem Account von aktuell knapp 380.000 $.

Screenshot TopstepTV

In der Session vom Donnerstag sprachen beide ausführlich und unterhaltsam über ihre Wege als Trader/in, zum Thema SIM Funded und Live Account. Beide handeln auch live und kennen den Druck, in der Öffentlichkeit zu stehen, mit Kritik vor allem von denjenigen umzugehen, die sich für die GOAT halten – die Sandkastentrader eben.

Wenn ihr also auf YouTube unterwegs seid, dann kann ich euch diese Session ans Herz legen. Vielleicht erdet das den einen oder anderen in seinen Ambitionen, was er mit Remote Proptrading erreichen möchte und kann.

Einen Tip hat Dakota übrigens für euch. Er sagt, er wurde oft gefragt, was denn die beste Propfirma sei…

Seine Antwort: Dein eigener Live Account. Du bestimmst die Regeln, aber Du trägst auch das Risiko und die Verantwortung. Denkt mal drüber nach.

Fazit:

Remote Proptrading kann Dich unterstützen, ohne Risiko ein erfolgreicher Händler/in zu werden. Ab einem bestimmten Punkt solltest Du den Sandkasten verlassen und in die Wüste gehen. Heißt raus aus Demo/SIM hin zu Real Money, dem richtigen Markt. Dir bläst dann vielleicht der Wind ins Gesicht, aber du bist dann ja gewappnet. Andere sitzen dann noch im Sandkasten und schmeissen Dir ihre Schaufeln hinterher – auf YouTube…