Proptrading is here - The Trading Pit

Vor knapp einem Jahr wetterte Peter Brandt in einem Blogartikel heftig gegen die Szene der Remote Propfirmen und forderte straffes Durchgreifen seitens der Regulierungsbehörden in den USA.

Sein Vorwurf ganz simpel auf einen Nenner gebracht:

  • das heute beliebte „Proptrading“ sei ein unreguliertes Schneeballsystem, dass dem seriösen Markt schadet
  • Propfirmen seien defacto eine Form des in den USA verbotenen illegalen Online- Glücksspiels/Wettgeschäfts

Der Artikel löste damals durchaus hohe Wellen aus und führte auch zu einem Wortgefecht auf X von Peter Brandt mit Michael Patak von Topstep. In einem Folgebeitrag relativierte Brandt daraufhin seine Breitseite gegen Apex, Topstep & Co., appellierte aber weiterhin an ein seriöses Vorgehen. Er sprach der Branche nicht ihre Existenzberechtigung ab, wies aber weiterhin auf die Mängel hin, die seiner Ansicht nach bestehen:

  • Handelsregeln, die so optimiert sind, dass die Kunden Geld verlieren
  • Ständig wechselnde Auszahlungsregeln
  • Fehlende Registrierung – IMO handelt es sich um Glücksspielunternehmen, die sich zusätzlich zur Registrierung bei der CFTC bei den staatlichen Glücksspielkommissionen registrieren lassen müssen. Warum die CFTC? Weil die Kunden durch Wetten auf die Preisänderungen regulierter Terminkontrakte Geld verlieren oder verdienen.
  • Mangelnde Transparenz
  • Mangelnde Ehrlichkeit in der Werbung und bei Werbebotschaften. Die meisten in den USA ansässigen Unternehmen preisen beispielsweise die Möglichkeit an, dass erfolgreiche Kunden, die auf dem Papier handeln, zum Handel mit echtem Geld auf den realen Märkten zugelassen werden. Dies ist jedoch im Grunde eine betrügerische Idee (mit vielleicht einer Ausnahme).
  • Die Affiliate-Programme der Prop-Firmen und der begleitende Youtube-Hype von Social Influencern/Kunden, die riesige Handelsgewinne versprechen, obwohl in Wirklichkeit kein echter Handel stattfindet

Diese Diskussion hat in der Szene durchaus Spuren hinterlassen, denn eines kann die Industrie gar nicht gebrauchen. Wenn die Behörden in den USA, wie eben die CFTC ihnen in die Suppe spuckt und das Geschäftsmodell zerstört.

Es gibt daher seit Herbst letzten Jahres Bemühungen, das Proptrading in geordneteren Bahnen verlaufen zu lassen. Dazu gehören inzwischen:

  • Klare Perspektive in den Programmen, ab wann Trader von einem SIM Account in einen Live Account wechseln können
  • Begrenzung der gleichzeitig handelbaren SIM Funded Accounts ( PA, XFA etc.)
  • Begrenzung der maximal zulässigen Resets und Evaluationen in einem bestimmten Zeitraum
  • Auszahlungsgrenzen aus SIM Funded Accounts

Ein Schlagwort, was seit einigen Wochen die Runde macht ist nun SRO – eine Selbstregulierungsorganisation der Propfirmen. Initiator und Wortführer ist hier Michael Patak, der Gründer und CEO von Topstep. Seine Initiative wird in der Branche jedoch sehr gemischt gesehen. Topstep, der eigentliche Urvater der Remote Propfirmen ist inzwischen wieder zur Nummer 2 aufgestiegen und überzeugt in vielen Dingen mit Innovation.

Was ist eine SRO – Ziele – Pro & Contra

Dazu habe ich mir einige Quellen gezogen, wie u.a das Interview von Michael Patak mit Lance Breitstein und auch das euch bereits bekannte Interview von Tradekage mit Darrell Martin jr. von Apex Trader Funding.

Screenshot YouTube TheOneLanceB

Definition: Eine SRO ist eine branchengeführte Organisation, die Standards für Proprietary Trading Firms (Prop Firms) setzt und überwacht. Sie soll faire Praktiken fördern, Transparenz erhöhen und Trader schützen. 

Zweck: 

Standardisierung: Einheitliche Regeln für Bewertungen, Auszahlungen und Risikomanagement. 

Trader-Schutz: Mechanismus zur Meldung unfairen Verhaltens und Streitbeilegung. 

Marktglaubwürdigkeit: Unterscheidung zwischen seriösen Firmen und Betrug. 

Regulierungskooperation: Zusammenarbeit mit Behörden (z. B. CFTC, FCA) ohne übermäßige staatliche Eingriffe. 

Bildung: Förderung ethischer Handelsstrategien und Risikobewusstsein. 

Vorteile: 

Erhöhtes Vertrauen in die Branche. 

Schutz vor betrügerischen Firmen und unfairen Praktiken. 

Geringerer regulatorischer Druck durch proaktive Selbstkontrolle. 

Nachteile: 

Widerstand von Firmen, die flexible oder intransparente Regeln bevorzugen. 

Herausforderungen bei der Datenteilung (Privatsphäre, Wettbewerbsnachteile). 

Risiko von Überregulierung, die Innovation hemmt. –

Datenaustausch und Anonymität 

Welche Daten sollen ausgetauscht werden:

  • Trader-Performance (z. B. Bestehensquoten)
  • Zahlungsdaten (z. B. Auszahlungszeiten)
  • Aggregierte Risikokennzahlen (keine individuellen Strategien). 

Anonymisierung: 

Pseudonymisierung: Trader erhalten Hash IDs (z. B. `a3f8b1` statt Klarnamen). 

Technische Maßnahmen:

Verschlüsselung und differenzielle Privatsphäre. 

Blockchain für unveränderliche Protokolle (optional). 

Drittanbieter-Audits: Unabhängige Prüfung der Datenrichtigkeit. 

Ziel: 

Betrugserkennung (z. B. „Evaluation Stuffing“ über mehrere Firmen hinweg). 

Keine Weitergabe proprietärer Handelsalgorithmen oder persönlicher Daten. 

Alles in allem ein recht umfassender Katalog, der nicht bei allen Branchenvertretern auf Zustimmung stößt. Klare Statements gibt es eigentlich nur von Michael Patak als Wortführer und Darrell Martin jr. Das sind auch die beiden Dickschiffe, an denen sich die kleineren Firmen orientieren werden.

Michael Pataks (Topstep) Auffassung 

Befürworter einer SRO zur Branchenlegitimierung. 

Fokus auf Transparenz und Fairness, aber Schutz von Firmen- und Trader-Daten. 

Unterstützt begrenzten Datenaustausch nur für Betrugserkennung und Compliance. 

Lehnt Offenlegung interner Risikomodelle oder Trader-Identitäten ab. 

Umsetzung: 

  – Zentralisiertes, anonymisiertes Meldesystem. 

  – Drittparteien zur Überwachung, um Interessenkonflikte zu vermeiden. 

  – SRO soll Wettbewerbsvorteile bewahren, aber Branchenstandards stärken. 

Darrell Martin’s jr. (Apex Trader Funding) Auffassung

Das Flaggschiff der Szene sieht das Thema erwartungsgemäß anders. Hierzu darf man aber folgendes nicht aus dem Auge verlieren. Topstep war zwar der First Mover der Szene, hatte sich aber durch das Festhalten an ihren alten Modellen selbst etwas abgehängt. Erst vor ca. 2 Jahren krempelten sie komplett alles um und starteten erneut durch. Den Anstoß dazu gab der Erfolg von Apex, die wie Speedy Gonzales an der Schnecke Topstep vorbeizogen und ein Wahnsinnswachstum generierten.

Seitdem gibt es auch einen regelmäßigen „Kleinkrieg“ mit Sticheleien u.ä. von Topstep gegen Apex. Das Verhältnis der Firmen zueinander ist also eher leicht frostig, denn freundschaftlich oder kollegial. Wie sagt man so schön, wir sind zwar nicht nachtragend, aber wir vergessen auch nicht…

Die Haltung von Apex ist also fest wie Mount Rushmore. Martin jr. bezeichnet die geplante SRO als Kartell der Propfirmen, denen man nicht beitreten wird. Vielmehr arbeite man selbst mit der CME zusammen, um regulatorischen Anforderungen zu genügen. Im Kern geht es aber um den Schutz der eigenen Daten. Apex ist nicht bereit, diese mit Wettbewerbern zu teilen. Klare Aussage also.

Bei den Newcomern sieht es wohl etwas gemischt aus, wobei hier noch keine klaren Positionen erkennbar sind. Tradeify schwimmt sicher eher auf der Welle von Topstep, denn das Verhältnis von Michael Patak und Brett Simba ist erkennbar entspannter. Hier gab es bereits gegenseitige Einladungen und sie sehen aus wie Best Buddies.

Screenshot X Michael Patak

Fazit: 

Eine SRO könnte die Prop-Trading-Branche strukturieren, benötigt jedoch ausgewogene Regeln, um Akzeptanz zu finden. Michael Patak und Topstep treiben die Initiative voran, während andere Firmen dies für den falschen Weg (Apex) halten oder vorerst nur bedingte Unterstützung zeigen. Die Botschaft von Patak ist klar – raus aus der Schmuddelecke, sich nicht angreifbar machen. Dies sowohl von Betrügern, als auch von staatlichen Institutionen. Es geht auch schlicht um die eigene Überlebensperspektive. Die Argumente von Topstep sind zwar nachvollziehbar, jedoch liegt der Schlüssel wie immer in der Umsetzung und das Vertrauen darin – Stichwort Datensicherheit. Das sich große Spieler wie Apex nicht von den eigenen Wettbewerbern in die Karten sehen lassen wollen ist sicher auch vermittelbar. Wie es hier also weitergeht, wird die Zeit zeigen. Vermutlich wird es früher später eine derartige Organisation unter Führung von Topstep geben. Darauf verwette ich jedenfalls erstmal die Leckerli meines Katers. Wenn ich verliere, nicht so schlimm, denn der wird sowieso immer dicker.

Abschließend noch ein kleines Detail aus dem Interview von MP mit Lance oben.

Wie hoch ist die Erfolgsquote bei Topstep?

10% der funded Trader erreichen regelmäßige Auszahlungen. Von diesen 10% schaffen es wiederum nur 10%**, dauerhaft konsistent Gewinne zu erzielen. 

Beispielrechnung:

  • 1.000 Trader starten → 140 bestehen den Combine (14%)
  • 14 davon erhalten Auszahlungen (10% der 140). 
  • 1–2 davon werden langfristig profitable „Profi-Trader“

Wir reden hier also wieder von 1 %o bis 2%o, die tatsächlich langfristig erfolgreich sind…

Schönen Sonntag allen Lesern