Wochenende und Zeit für ein paar Insights aus erster Quelle zum Boom bei Remote Proptrading Firmen…
Vor einigen Tagen war Justin Hertzberg zu Gast bei Titans Of Tomorrow und gab in einem sehr informativen Interview Einblicke in die Industrie der Remote Propfirmen für CFDs.
FPFX Tech – das Herz der Propindustrie
Du willst ein Proptrading Business starten? Dann brauchst Du eine entsprechende technische Infrastruktur, mit der Du Deine Kunden bedienen und Dein Riskmanagement steuern kannst. Justin Hertzberg ist Gründer und CEO eines derartigen Technologieanbieters – FPFX Tech. Die Firma mit Sitz in Florida wurde 2020 mit zwei Partnern gegründet und war nach Aussage von Hertzberg zur rechten Zeit am rechten Ort mit den richtigen Lösungen. FPFX stellte die Plattform für mehr als 150 Propfirmen zur Verfügung und verfügt über ein riesiges Kapital – Daten.
Daten, die jede neue Propbude mit Verstand ihnen händeringend abkaufen würde, um ihr Business auf seröse und zukunftsfähige Füße zu stellen.
Die Daten sind natürlich unverkäuflich, denn sie gehören defacto den Kunden von FPFX, also den Lizenznehmern der Proptrading Infrastruktur. Die Auswertung der Daten ermöglicht es FPFX, ihren Lizenznehmern bei Aufbau und Ausgestaltung ihres Geschäfts beratend zur Seite zu stehen.
Angesichts der verbreiteten Auffassung, Remote Proptrading der Retailstrader sei eine Cash Cow stellt sich die Frage, warum gehen dann reihenweise Firmen pleite oder haben eine sehr kurze Lebenserwartung. Die Antworten dazu gibt Justin Hertzberg und es lässt sich eigentlich auf einen Punkt reduzieren:
- Viele junge Unternehmen sind unterfinanziert, machen ihre Hausaufgaben nicht und verkennen die Komplexität dieses Business
- Remote Proptrading ist keine Marketingmaschine für schnelles Geld, sondern es müssen Risiken gemanaged werden. Zu dieser Erkenntnis kommen einige junge Akteure zu spät oder ihnen fehlt völlig der Zugang dazu… Hinzu kommt eine teils unheilige Allianz mit Bad Actors, Influencern und Marketern, die den Kern des Geschäftes völlig ignoriert – Risiken zu steuern und auszugleichen.
In dem mehr als einstündigen Interview kommen viele wichtige Aspekte zur Sprache und Justin Hertzberg nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um die Pro und Cons der Industrie geht.
Ein paar Stichworte zum Nachdenken
FPFX hatte unter seinen 10 größten Kunden, die ca. 300.000 Accounts vereinen, Anfang 2024 eine Umfrage zur Profitabilität gemacht. Als Konsens ergaben sich folgende Facts:
- 14% schaffen es zum Funded Account
- die durchschnittliche Zeit eines Funded Account beträgt 22 Tage
- 7% erreichen einen ersten Payout
- die durchschnittliche Payout Summe beträgt 4 % der gekauften Kontogröße
Mache jetzt folgende Rechnung auf:
- der übliche Kaufpreis einer Challenge ist ca. 0,5 % der Kontogröße
- 100k Account kostet 500 $
- bei 100 Käufen hast Du 50.000 $ eingenommen
- von diesen 100 Käufen kommen 7 zur Auszahlung mit 4 % der Accountsumme – also 28.000 $
- 50.000 $ Einnahmen stehen 28.000 $ Payouts gegenüber
- Dies VOR Plattformlizenzen, Zahlungsdienstleistern, Marketing, Affiliates, Personal etc.
Wie lange hält das eine junge Firma durch? 90 % der Firmen, die in den letzten 6 Monaten an den Markt gekommen sind, sind rein technisch insolvent. Viele junge Anbieter wurden innerhalb von 60 Tagen wieder geschlossen. Ein Blick zu Finance Magnates oder Financefeeds.com (die beiden wesentlichen Finanzportale zur Industrie) reicht aus, um hier einen Eindruck zu bekommen.
Justin Hertzberg ging u.a. auch auf das „Drama“ mit Metaquotes ein, dass die Masse der Propfirmen vor enorme Herausforderungen stellte. Einige sprangen dabei eben auch über die Klinge…
Ich will euch hier nicht mit weiteren Details löchern, sondern empfehle euch, dem Gespräch der Beiden zu lauschen. Neben einigen statistischen Details geht es auch um die Zukunft der Propindustrie mit den Aspekten Regulierung, Broker und natürlich auch – wer sind eigentlich die erfolgreichsten Händler bei den Remote Propfirmen für CFDs. Die Antwort wird einige wohl überraschen, da sie für die meisten wohl so gar nicht ins Bild passt.
In diesem Sinne – viel Spaß beim Zuhören und verarbeiten der gewonnenen Erkenntnisse. Auch hier gilt, nicht vorkauen lassen, sondern selbst ein Urteil bilden.
Allen Lesern einen erfolgreichen Wochenstart
Hier geht es zum Video
Fazit:
Remote Proptrading ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell, wenn man seine Hausaufgaben macht – Daten, Fakten, Daten, Fakten, ausreichend Kapital und ein solides Riskmanagement. Mit bunten Websites und lustigen Ritterfiguren kommt man nicht weit, zumindest nicht lange…
P.S. TOT hatte ein weiteres Interview mit Patrick Nill geführt. Dieses werdet ihr sicher im Kanal von TOT entdecken. Auch sehenswert.
Hi,
also ich muss sagen, damit hätte ich nicht gerechnet:
„die durchschnittliche Zeit eines Funded Account beträgt 22 Tage“
Wahnsinn….
Auf der anderen Seite, viele sind halt Geld gierig und das kann im Trading definitiv nicht funktionieren.
Darüber hinaus verlangt FTMO 10% Rendite um die Challenge zu bestehen, auch das ist eigentlich Wahnsinn…
Jeder der zwischen 6% und 10% im Monat macht bräuchte zudem eigentlich kein FTMO, da der Kontostand durch den Zinseszins natürlich sowieso enorm ansteigen würde…
Ansonsten, ein toller Artikel und Willkommen in der Realität 😊
Viele Grüße
Markus
PS: Welche Spreads/Konditionen hat eigentlich FTMO während des Tradings, z.B. EUR/USD?
Guck mal hier zu den Spreads
P.S. Vielen Dank für Deinen Besuch. Die Statistik lügt leider nicht. Interessant ist hier, aus erster Munde zu hören, wie die Realitäten sind. Deckt sich mit vielen anderen Erhebungen. Ich erinnere an die Zahlen von MyForexFunds vor 2 Jahren, die man veröffentlichte. Die Kunden mit Auszahlungen beliefen sich im Promillebereich. Waren glaub ich 3 %o. Nun kann man Deine Zinseszinsrechnung sicher nicht vergleichen. Wir reden ja von Daytrading. 10 % sind da schon drin bei diszipliniertem Handel. Kannst es aber eben nicht hochrechnen, denn du entnimmst ja Erträge und musst es auch regelmäßig bestätigen. Fremdkapital oder eben die SIM Funded KOnten sind ja nur ein Vehikel, nicht selbst ins Risiko zu gehen und auch anders skalieren zu können. Das sind die beiden Hauptargumente.